Unbeschreiblich
- tanja0563
- 6. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Über das Warten auf Emilia und ihre zwei Übernachtungsgäste, das gemütliche, mitternächtliche Milchreis Essen mit kurzem Bericht über Party am Rhein und zu Ende Bügeln mit so einem seltsamen Hochzeits-Vierteiler im Fernsehen ist es total spät geworden!
Ich möchte jetzt erstmal schlafen. Von der unbeschreiblichen Situation beim netten Literaturkreis berichte ich dann morgen nachträglich. Oder ich erspar Dir diese Episode....

Unglaublich- ich habe bis 10 Uhr wie ein Stein geschlafen! Nur um 6 einmal ins Bad und dann gepflegt weitergeschlafen. Was für ein Segen! Zumal ich heute abend mit Freundinnen Essen gehe und dann auch noch plane, mich auf einer 90er Jahre Party zu amüsieren. Ausgeschlafen zu sein hilft da bestimmt! Nun also der Nachtrag zu gestern:
Gestern war nach dem wöchentlichen Kulturprogramm mit Zeichenkurs, dem Schreibkurs und zweimal Chor also der Literaturkreis dran. Das Buch, das gestern besprochen wurde (Jakob Arjouni: Idioten. Fünf Märchen) hatte mich zuächst nicht so angesprochen. Es zu lesen war mir teilweise unangehm, weil die Protagonisten, meist eher kreative Köpfe, jeweils in einer tiefen Krise stecken. Die wird auch ausführlich beschrieben so dass man sich als Leser regelrecht windet.
Und dann kommt in allen fünf Märchen eine Fee und verschenkt einen Wunsch, der aber nicht Unsterblichkeit, Gesundheit, Geld und Liebe sein darf. Es dauert dann jeweils eine ganze Weile, bis ein Wunsch gefunden wird und die Erfüllung wird manchmal beschrieben, manchmal auch nicht. Meist jedoch wünschen sich die Leute etwas, was außerhalb von ihnen selbst liegt ("Ich wünsche mir, dass die Leute ihre Idiotie bemerken") und das ist letztlich eher ungünstig.
Ich kann sagen, dass die von Dagmar geleitete Besprechung und die Diskussion in der Gruppe mir geholfen haben, das Werk mehr zu schätzen. Mal sehen, wie es mir mit "Dschinns" von Fatma Aydemir ergehen wird. Das hatte ich mal angefangen und irgendwann genervt beiseite gelegt. Nun nehme ich es mir nochmal vor und gebe ihme eine zweite Chance.
Nachdem ich hier im Blog ja vorgestern so schön beschrieben habe, wie wohl und bereichernd ich mich momentan fühle, bin ich also auch gestern ganz selbstbewusst und guten Mutes zu diesem -für mich- ersten Treffen des Literaturkreises gegangen. Mein Mittagsschlaf hatte wegen anderer Dinge, die mir in dem Moment wichtiger waren, nur 10 Minuten gedauert und ich war etwas müde. Zudem hatte ich noch am Vorabend ein "Beutel-Malheur" gehabt und hatte auch tagsüber mehrfach den Beutel wechseln müssen, weil der Stuhl zu fest war und dann den Beutel unterwandert. Ich denke, dass das passiert, wenn ich zuwenig trinke- aber eigentlich bemühe ich mich sehr und am Donnerstag bei der Chemo habe ich ja zusätzlich einen Liter Ringer-Infusion bekommen.
Es ist ja nun auch nicht mehr schwer sich auszudenken, was passierte, als ich da mit etwa 15 Damen im Ledersessel-Kreis sass, nachdem eine Corinna und ich uns als "Neue" vorgestellt hatten und Dagmar zu einer Runde einlud, in der jede kurz sagt, wie ihr das Buch gefallen hat. Ich roch es zuerst. Mein Kot riecht seit der großen OP vor ziemlich genau 9 Jahren sehr eklig. Und wenn der Filter vom Beutel nicht mehr gut funktioniert oder der Beutel nicht mehr gut klebt, dann steigen diese fiesen Gerüche mir ganz schnell in die Nase. Ich habe mein Po-Loch ja vorne, links neben dem Bauchnabel. Den "Anus praeter", "AP" oder eben das Stoma, griechisch für Mund. Wie ein Mund sieht das auch aus, rosa und zart- aber er spuckt halt mehr oder weniger kontinuierlich und für mich unkontrollierbar aus, was da am vorzeitigen Ende des Darms ankommt. Darum esse ich manchmal lieber nicht, oder nicht spät- aber letztlich macht er doch was er will. Darum ist da immer ein Beutel drauf. Wenn ich zuhause dusche, mache ich ihn zum duschen ab und hinterher schnell einen neuen drauf. Unterwegs dusche ich lieber mit Beutel, denn auch dann spuckt das Stoma ganz gern mal. Hier mal ein Bild von einem noch nicht in Benutzung befindlichen Beutel.

Der blaue Kreis ist der Teil, der sozusagen über den Mund/das Stoma gespült wird, die gepunktete Fläche ist wie ein Pflaster- da ziehe ich an der blauen Lasche die gepunktete Schutzfolie ab und darunter ist eben diese Klebefläche aus Material wie bei einem Blasenpflaster. Das kommt auf meinen Bauch rund um das Stoma, für das ja das Loch in der Klebefläche ist, damit der Kot in den Beutel wandern kann. Ich benutze "Ausstreif-Beutel", die ich auf der Toilette auch einfach ausleeren an dieser Lasche unten (oben im Bild). Die Lasche putze ich danach ab und dann ist das sauberer als jeder Popo.
Tja, jedenfalls stieg mir dann gestern im ungünstigsten Moment dieser verdächtige Geruch in die Nase. Ich habe die Runde noch abgewartet und bin dann aufgestanden, habe Hildegard einen Hinweis gegeben ("Du weisst schon..."- sie ist auch Stoma-Trägerin, hat dazu auch noch eine Fistel) und bin zur Toilette geeilt. Da war es aber eigentlich schon zu spät: Unterhose und Hose waren schon ein wenig eingesaut. Ich habe den Beutel gewechselt, glücklicherweise ohne weitere größere Schweinerei, hab mich so gut es ging gesäubert und dann einfach darauf vertraut, dass der Geruchssinn der alten Damen nicht mehr so gut funktioniert. Hoch gepokert vielleicht- aber dass man selbst viel viel mehr bemerkt als die anderen, das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Die intensiv durftende Handcreme, die auf der Toilette zur Benutzung bereit stand, war auch prima und hat mich besänftigt. Den Rest des Abends war dann Ruhe und es war wirklich nett.
Diese aufregende Episode und vielleicht auch die anregende Diskussion haben immerhin dafür gesorgt, dass ich gar nicht mehr müde war, als ich um 21 Uhr nach Hause kam. Bis Mitternacht habe ich mir die Zeit mit "Zwei Frauen für alle Felle" und Bügelwäsche vertrieben und sogar Milchreis gekocht für Emilia und zwei Freundinnen, die dann von einer Geburtstags- und Abschieds-Party am Rhein (mit circa 30 Leuten) zurückkamen. Ganz gesellig sassen wir noch kurz zusammen und sie erzählten, dass das Ordnungsamt gekommen sei und denen ganz lieb erklärt habe, dass Lagerfeuer am Rhein eigentlich nicht erlaubt seien. Die Jugendlichen hatten da aber schon viel Spaß mit Marshmellows, Aperol Spritz und Tequila gehabt. Den harten Stoff (immerhin mit alkoholfreiem Sekt) hatte ich denen sogar höchst persönlich besorgt. Und ich bin soo froh und erleichtert, dass meine Rechnung aufgegangen ist: bei der Uhrzeit war ich "streng", aber Emilia konnte es akzeptieren (alternativ stand Übernachten bei einer Freundin, deren Mutter bis 1 Uhr erlaubt hätte, zur Debatte). Und alle drei waren in absolut gutem Zustand, sind also verantwortungsvoll mit dem Alkohol umgegangen. Das war, nach zwei unschönen Erfahrungen im Frühjahr, im Calella-Urlaub scheinbar auch schon so gewesen und nun ist mein Vertrauen zurück.
So- ich bin fertig mit Frühstücken, die Damen schlafen noch, der Tag ist wunderschön, Edo ist noch tiefenentspannt- also fahre ich jetzt zum Fitness-Studio und überwinde die Schmerz-Schallmauer!!





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