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Relativitäts-Praxis

  • tanja0563
  • 15. Nov. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Heute abend war ich schon wieder auf schui! Und zwar zum ersten Mal bei einem "echten" Treffen der Selbsthilfe-Gruppe Glandula. Das ist ein Netzwerk von Menschen mit Hypophysen- und Nebennieren-Erkrankungen. Vor einem Jahr war ich mal bei einem Online-Treffen, aber besonders wenn man sich noch nicht kennt, ist online natürlich eher doof. Heute war es recht nett. So viele menschliche Menschen auf einem Haufen find ich ja immer schön.


Und die gute Tat des Tages bestand für mich darin, gegen Ende der Vorstellungsrunde mich und mein "Erkrankungs-Päckchen" recht unverblümt vorzustellen. Das hat dazu geführt, dass ziemlich viele der anderen Teilnehmer plötzlich fanden, dass es ihnen eigentlich relativ gut geht. Das meine mich mit Relativitäts-Praxis. Dieses Phänomen, dass der Vergleich mit anderen uns immer nochmal anders auf die eigene Lage blicken läßt. Das kann gut sein und trösten oder anspornen, aber manchmal kommen dann auch Ungerechtigkeiten zu Tage, die ein richtig blockieren können.


Heute abend war also meine gruselige Geschichte zur beidseitigen Nebennieren-Entfernung Grund dafür, dass andere sich gut fühlen. Hm....ich kann drüber lachen und sogar einstimmen, denn ich würde mit manchen von den anderen in der Runde auch nicht tauschen wollen, denn es geht mir jetzt ja gut. Aber metastasierter KREBS, das ist halt echt DAS Damokles-Schwert, unter das sich keiner begeben will.


In solchen Momenten, oder auch gestern, als ich gegenüber der Online-Tanz-Tante meine Krankengeschichte zusammengefasst habe, erschrecke ich mich schon auch immer mal wieder. Oder wenn bei Leidensgenossen schwierige Entscheidungen anstehen und es mir wie Schuppen von den Augen fällt, dass das hier alles kein Film ohne happy end ist, sondern das echte Leben (inklusive Sterben irgendwann).


Naja, Blutabnehmen in der Onkologie-Ambulanz des Johanniter-Krankenhaus, Blutabnahme beim Endokrinologen im Waldkrankenhaus, Selbsthilfegruppe - heute stand die Krankheit eindeutig zu sehr im Vordergrund. Kein Wunder, das mich das runterzieht. Und gleichzeitig kommt dann auch sowas wie "Stolz" und Dankbarkeit, denn hey- ich bin immernoch da und ich lebe mit einer ziemlich guten Lebensqualität!


Und es gab auch schöne Momente: die netten Krankenschwestern machen einfach Spaß und auch der Schnack mit dem Endokrinologen. Außerdem hab ich Edo mitgenommen auf die Krankenhaus-Tour (er wartet entspannt im Kofferraum) und zwischen den Blutabnahmen eine Runde im Wald mit ihm gedreht. Ich erinnerte mich an die Bestrahlung dort Anfang des Jahres, als ich oft mit Edo da hoch gelaufen bin und er in der Umkleide auf mich warten durfte. Als wir heute auf diesen altbekannten Wegen wandelten, kam sogar die Sonne raus und hat alles in ein goldenes Licht getaucht....


ree

Außerdem habe ich heute nochmal eine wichtige Erfahrung gemacht: wenn man sich mal nicht entscheiden kann, dann darf man die Entscheidung einfach auch verschieben und etwas Zeit vergehen lassen. Oft rutschen die Dinge sich dann so zurecht, dass alles passt. So gab es heute trotz vollem Programm die 10.000 Schritte (7,8km) mit Edo und auch die Stunde Gymnastik.

ree

Heute Nacht soll es kalt werden. Mich wärmt der Gedanke an eine liebe Frühstückseinladung : ))

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