Aufwärts
- tanja0563
- 22. Jan. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Puh, an manchen Tagen brauche auch ich etwas Anlauf oder besser gesagt ein Mikroskop, um positive Dinge zu entdecken. Heute war so einer. Ich wachte gegen 4.30 mit so starken Schmerzen auf, dass ich froh war, mir in weiser Vorraussicht die Tilidin-Tabletten ans Bett gelegt zu haben. Ich nahm direkt 300mg. Aber da ich im Bett keine Position fand, in der die Schmerzen im linken Bein und dem rechten unteren Rücken erträglich waren, bin ich aufgestanden, habe mich -an Schränken und Regalen entlanghangelnd- ins Bad geschleppt und versucht, durch Mobilisation in einen akzeptable Zustand zu kommen, oder zumindest die Zeit bis zum Einsetzen der Wirkung des Tilidin rumzukriegen.
Diese 45 Minuten waren wirklich ein Alptraum. Ich habe es mit Atmung probiert, mit anspannen, entspannen, dehnen aber es tat alles einfach nur unerträglich weh, selbst gar nichts tun. Irgendwann hatte ich es auf meine Liege geschafft, mir eine Kerze angemacht, mit Edo gekuschelt und eine Folge "Scorpions" angemacht und dann war die Dreiviertelstunde auch schon fast rum und die Wirkung des Schmerzmittels setzte erlösend ein. Das war das erste Highlight des Tages.
Da es ja immernoch früh war, habe ich mir einen schönen handgefilterten Kaffee und Dinkeltoast mit Käse und Gurke gemacht und ganz gemütlich auf meiner Liege gefrühstückt und dabei die Folge zuende geschaut. Als es dann für die anderen Zeit wurde, aufzustehen, habe ich mich natürlich auch an den Tisch gesetzt, die Zeitung gelesen und als Nachtisch eine der tollen Orangen aus Sizilien genossen.
Als die Ragazzi's dann aus dem Haus waren, war ich von dem furchtbaren Tagesbeginn irgendwie traumatisiert und fragte mich "wie mache ich nun weiter"?? Tja, und ich bin einfach aufs normale Gleis aufgesprungen und hab um 9 Uhr Wirbelsäulen-Gymnastik gemacht und um 10.30 das Online-Tanzen. Bei beiden Aktivitäten fühlte ich mich gut aufgehoben. Bei der Wirbelsäulen-Gym bemerkte Petra schnell, dass ich nicht gut stehen kann und hat mir einen Stuhl geholt und gemeint: "das kannst Du genausogut im Sitzen machen"! Wie aufmerksam und lieb! Beim Online-Tanzen bin ich bei der Anfangs-Entspannung richig fest eingeschlafen und dann liess die Wirkung des Tilidin schon langsam wieder nach, aber der Kurs, die Musik, die Bewegungen und das gemeinsame Basteln an der Choreographie war eine gute Ablenkung.
Nächster Ablenkungsversuch: Mittagessen kochen. Ich habe eine sehr lecker gewordene Bohnen-Graupen-Suppe gemacht. Dazu hab ich erst trockene weiße Böhnchen im Schnellkochtopf gekocht. Dann Zwiebeln, Knoblauch, Staudensellerie, Möhren in Olivenöl angebraten, die gekochten Böhnchen und Graupen dazu und Wasser und Kräuter und Gewürze- und schwupps, war die Suppe fertig. Gutes Graubrot dazu und ein paar Aufstriche- und es ist genug für mindestens zwei Mahlzeiten für drei. Zweites Highlight!

Gleichwohl war ich noch ganz schön "angefasst" von dem traumatischen Start in den Tag. Schon als ich Roberto nur davon berichtee, wie es mir im Morgengrauen ergangen war, kamen mir wieder die Tränen.
Als ich mich gerade auf den Weg zum Orthopäden machen wollte und noch überlegte, ob es schlaue Alternativen zum Laufen mit Wanderstöcken gibt, ergab es sich, dass Nachbarin Nicole gerade in ihr Auto stieg und mich spontan bei der Praxis absetzten konnte- welch ein Segen! Zwar war ich somit etwas früh und die Praxis noch gar nicht wieder offen und beim Warten wurden die Schmerzen wieder so schlimm, dass ich da heulend und wimmernd saß, mit einem Buch in der Hand im Versuch, mich damit abzulenken.
Ich kam dann schnell dran und heute haben die Spritzen direkt Effekt gehabt und im Ruheraum konnte ich mich tatsächlich entspannen. Der Orthopäde hat auch bezüglich des Schmerzmanagements noch ein paar Ideen gehabt: ich soll zusäzlich Novalgin und Ibuprofen nehmen. Freitag komme ich für die nächste Spritze. Und Donnerstagnachmittag sehe ich ja außerdem meinen Onkologen, um endlich über das MRT von vor fast 2 Wochen zu sprechen und darüber, wie es weiter gehen soll. Den Heimweg (750m) habe ich zu Fuß bewältigt und in unserem Vorgarten erfreute mich dann dieser Anblick:

Am Nachmittag war dann Entspannung angesagt: Quark, Joghurt, Banane, Müsli und Nüsse als superfrühes Abendbrot und als Grundlage für die zusätzlichen Schmerzmittel. So war ich dann bereit für das i-Tüpfelchen des Tages: 2 Stunden Doppelkopf! Wir waren zu sechst und zum ersten mal im Sweetheart am Bahnhof in Bad Godesberg und es war total nett. Und ich habe sogar gewonnen!! ; )

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