Nachhall
- tanja0563
- 30. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Okt.
Wenn ich dieser Nächte (mit Schmerzen in Rippen, Flanken, Rücken) aufwache, dann hallt die frohe Botschaft der weiterhin wirkenden Chemo durchaus noch nach und zaubert mir im Dunkeln ein Lächeln ins Gesicht. Ich mache mir dann ein Hörbuch an, auf das ich mich konzentriere, dann geht etwas Aufmerksamkeit von den Schmerzen weg und irgendwie schlummer ich dann wieder für ein Weilchen ein.
Der 30. Oktober ist natürlich auch gefärbt vom Gedanken an Mama's Todestag. Vor nunmehr 17 Jahren ist ihr zu kurzes Leben zuende gegangen. Sie hat 8 Jahre mit dem Krebs gelebt, ich nun schon fast 12. Sie wurde 58- ich werde nächsten Sommer erst 50. Ich glaube, es würde ihr gut gefallen, mir ein Ansporn zu sein, sie an Lebensjahren zu überholen.
Den Teil mit dem medizinischen Update würde ich ja am liebsten weglassen, aber eigentlich ist der Blog ja genau deswegen entstanden. Also: der Kathether soll erstmal eine Woche bleiben. Mit Katheter läuft es sich allerdings schlecht, finde ich. Darum hat Roberto mich zur Chemo gefahren und abgeholt, denn der Weg zum/vom Parkplatz ist mir so zu weit. Und ich habe sozusagen angefangen, einigen interessierten Nachbarn Edo als Spaziergeh-Partner anzubieten. Also andersrum: ich habe um Hilfe gebeten. Und es geht ganz prima auf: die Tage, an denen zwei Nachbarinnen und deren Kinder mal mit Edo gehen mögen, decken im Grunde mo-fr puzzleartig perfekt ab.
Regina, selbst betroffen und Urologin, hat im Gegenzug mir heute in der Onkoambulanz wichtige Tips und Hilfe gegeben. Es war noch eine weitere junge Betroffene, auch Medizinerin, da. Sie war viel weniger verzweifelt, nachdem sie uns gesehen und mit Regina gesprochen hat. Das ist schön, wenn man Mut machen kann!
Meine Schmerzen sind wohl durch Prellungen, Blutergüsse und eine gebrochene Rippe vom Sturz letzten Freitag zu erklären. Ich war zwar mit dem Rad unterwegs gewesen, aber gerade abgestiegen. Ich hab stehend das Gleichgewicht verloren und bin nach links umgekippt wie ein gefällter Baum. Also "nicht Radfahren" hätte es auch nicht verhindert. Höchstens "nicht stehen". Oder "nicht leben".
Zur Sicherheit wurde heute noch ein CT der unteren Wirbelsäule gemacht. Denn meine Schmerzen konnten auch heute nur mit Morphin gelindert werden. Prof. Ko möchte gegebenenfalls morgen noch ein MRT der unteren Wirbelsäule machen. Jaaa, das ist der Bereich, der viermal operiert und versteift wurde, da wo die Schrauben sind. Die womöglich wieder locker sind. Das deutete die Ärtzin an, die bislang nur vorläufiges zu dem CT sagen konnte. Dabei wurde doch behauptet, die würden nicht wackeln, selbst wenn ich aus dem Fenster springen würde! Wie gut, dass wir im Erdgeschoss wohnen....
Immerhin habe ich mich erfolgreich dagegen gewehrt, stationär im Krankenhaus zu bleiben. Ich kann doch problemlos für die Untersuchungen kommen. Zur Not mit dem Taxi, wenn Roberto nicht kann. Aber das Essen ist schlechter im Krankenhaus, es ist unruhiger, es zirkulieren mehr Bazillen und dreckig ist es auch. Die Ärztin konnte mich gut verstehen.
Bei der Gelegenheit habe ich nochmal gemerkt, wie wirklich wichtig mir die Ruhe und der Frieden zuhause ist. Das habe ich auch Roberto nochmal erklärt: dass ich gut finde, dass er woanders wohnt, weil ich die Ruhe brauche. Das hat mit ihm persönlich sehr viel weniger zu tun als vielmehr mit seiner Lebens- und Arbeits-Situation. Das weiß er aber auch wohl.
So. Und nun hallt mir in den Ohren nach, was mir gerade die Ärztin am Telefon gesagt hat, nachdem sie mit dem Radiologen gesprochen hat. Es sieht so aus, als ob vom ersten (oberen) Lendenwirbel-Knochen ein Stück abgebrochen ist, das nun auf den Nerv drückt. Das erklärt die Mißempfindungen im linken Fuß und die Blasen-Entleerungsstörung und die Schmerzen. Im schlimmsten Fall kann das zur Querschnittslähmung führen.
Morgen soll ich mich fürs MRT bereithalten, da kann man dann genaueres sehen. Auf meine Frage, was denn in dem Fall überhaupt Behandlungsoptionen sind, machte sie mir Hoffnung auf etwas, was man in der Radiologie machen könnte, was keine richtig Operation wäre, aber das Problem beheben könnte. O Mann. Das muss ich nun auch erstmal sacken lassen. Und natürlich liegt es nicht nur an dem blöden Sturz, dass der Wirbel gebrochen ist. Meine Knochen und Wirbel sind halt morsch, insbesondere nach der Spondylodiszitis (Wirbelsäulenentzündung) in genau dem Bereich.
Ich mach mir nun Abendbrot mit Brötchen, Fleischsalat, Ei und Karotten und mach den Fernseher an. Feierabend für heute.






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