Gaben verschenken
- tanja0563
- 20. Jan. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Jan. 2024
"Der Sinn des Lebens besteht darin, deine Gabe zu finden.
Der Zweck des Lebens ist, sie zu verschenken"
(Pablo Picasso)

Ja, heute Abend hatte ich, zusammen mit Monika aus dem Chor, das Vergnügen, mich reich beschenken zu lassen. Nicht nur habe ich die Eintrittskarten zum "Abend am Kamin" über mehrere Ecken gratis von einer mir unbekannten Dame übernommen, die die Karten wiederum gewonnen hatte. Die Tickets waren an der Abendkasse auf dem Namen der Dame hinterlegt und ich bekam sie ganz unkompliziert.
Aber viel schöner war, dass die drei Künstler wirklich total in ihrem Element und im Flow waren und wahrhaftig Funken versprühten. Das Konzept des Abends war sehr innovativ: in drei Blöcken wurden zum einen Gedichte von Modest Mussorgsky als Gesang (Silke Weisheit) mit Flügel-Begleitung (Tobias Krampen) vorgetragen. Das hat mich nicht so ganz überzeugt.
Im zweiten Teil hingegen hat Philip Schepman mit toller Stimme sehr lebendig aus Tom Sawyer von Mark Twain vorgelesen. Und zwar das Abenteuer als Tom und Huck beschließen, mit einem weiteren Freund, Joe Harper, Piraten zu werden. Auf einer Insel mitten im Mississippi genießen sie das Piratenleben, während alle im Ort den Fluss nach ihnen absuchen und ihre Angehörigen glauben, sie seien ertrunken. In einer Nacht schleicht sich Tom heimlich zurück und belauscht wie Tante Polly, Joe Harpers Mutter, Sid und Mary in Tante Pollys Haus verzweifelt sind und die Trauerfeier planen. Nach einem Unwetter wollen Huck und Joe das Piratentum aufgeben und Tom überredet sie, passend zum Zeitpunkt ihrer eigenen Trauerfeier zurückzukehren. So belauschen sie von der Kirchenempore aus ihre eigene Trauerfeier und geben sich schließlich zu erkennen. Trotz ihres Streiches ist die Freude der Trauergemeinde in der Kirche über ihr Überleben groß und Tom wird von den anderen Jungen seines Alters wegen seiner Abenteuer beneidet. In die Lesung wurden von Silke Weisheit und Tobias Krampen am Flügel "Songs of Travel" von Ralph Vaughan Williams eingewoben, die bestimme Schlüsselmomente- und Gefühle unterstreichen. Das hat mir gut gefallen.
Das Beste war aber die Lesung von Astrid Lindgren's "Michel aus Lönneberga": Knecht Alfred verletzt sich beim Schnitzen am Finger. Es folgen Schmerzen, sein Zustand verschlimmert sich ständig. Michel wacht Tag und Nacht bei seinem Freund. Wegen eines starken Schneesturms können die Swensons ihn nicht zum Arzt bringen. Doch Michel macht sich heimlich mitten in der Nacht mit dem Schlitten auf den Weg zum Doktor. Er landet im Graben und muss den mürrischen Pfannkuchen-Bauern um Hilfe bitten. Michel kommt an den Rand seiner Kräfte und will aufgeben, als er sich einfach vorstellt, es wäre Sommer und er und Alfred würden im See schwimmen. Diese schöne Vorstellung mobilisiert seine letzen Kräfte und gerade noch rechtzeitig treffen sie beim Arzt ein, wo Alfred schnellstens operiert werden muss und am Ende gerettet werden kann… In diese Lesung wurden an den passenden Stellen Lieder von Franz Schubert eingewoben. Beim extrem schnellen "Erlkönig" konnte der Pianist seine phänomenale Gabe besonders unter Beweis stellen.
Das diese drei Künstler in dem schönen Saal, in dem etwa 50 Gäste Platz gefunden hätten, vor nur 9 (!!) Zuschauern lesen, spielten und sangen, war zwar etwas schade, aber tat der Stimmung keinen Abbruch.

Ich habe es sehr genossen und stelle mir jetzt auch einfach irgendwas schönes vor, während das Tilidin auch in 150er Dosis nicht ausreicht, um meinen Ischias-Schmerz zu lindern :(
Morgen ist ein neuer Tag und ich werde mich mit der Zubereitung eines Fisch-Menüs (Miesmuscheln, Pasta alle vongole, Dorade mit Beilagen) ablenken! : )




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