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Stummes Schweigen

  • tanja0563
  • 18. Sept. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Meistens bekomme ich meine Infusion in Behandlungszimmer 20, da ist Platz für etwa fünf Patienten und meist werden hier die platziert, die nicht nur zum Blutabnehmen kommen, sondern eine Therapie erhalten.


Heute wurde ich dort von zwei Damen begrüßt, die mir lachend zuriefen: Hey, jetzt können wir Skat spielen. Ich konterte: Lass uns noch auf einen vierten Spieler warten. Ich kann besser Doppelkopf.


Es stellte sich heraus, dass die eine Patientin heute ihre erste Chemo bekam. Die andere war schon etwas erfahrener. Der Neuling fragte sie viele viele Sachen und betonte immer wieder, was für ein Glück sie doch gehabt habe, mit diesen Zufallsbefund in der Brust, in einem ganz frühen Stadium. Dem kann ich zwar von Herzen zustimmen, aber nur ein Anfänger lässt sich im Beisein anderer, bei denen man nicht weiß, in welchem Zustand oder Stadium sie sind, so ausgiebig darüber aus.


Und dann das lamentieren darüber, dass sie soooo lange im Job ausfällt, dabei liiiiebt sie doch ihre Arbeit.... O Mann- ich kann sie ja verstehen, und vielleicht geht der Kelch, dass sie ihre Prioritäten und ihr Leben komplett neu sortieren muss, ja auch an ihr vorbei.


Aber das sind so Momente, wo ich stumm schweige. Denn meine Situation ist so komplett anders. Menschsein, menschlich sein hat so viel Bedeutung bekommen- und Arbeit so wenig. Wenn ich den Neuling mit dem, was ich schon mitgemacht habe, konfrontiert hätte, dann hätte es den Aspekt gehabt "hey schau, ich lebe schon seit 10 Jahren mit Krebs, seit 8 Jahren mit unheilbarem Krebs". Vielleicht macht das Mut? Jemandem, der eh nach einem halben Jahr Therapie wieder raus ist, aus dem Krebs-Club, wohl eher nicht.

Und die lange Liste meiner Rezidive, OPs, Bestrahlungen, Therapien würde ich wütend benutzen wie einen Knüppel und damit um mich schlagen und die Leute erschrecken. Wütend weil es einfach nicht fair ist.


Aber ich sage nichts. Schaue auf meine dünnen Beine in der schlackerigen Jeans und denke an Dankbarkeit, Weisheit und Genügsamkeit. Und dass ich morgen einen Physio-Termin in meinem Fitnessstudio habe.

Und dass es aufwärts gehen wird.


Weil heute Vormittag die Putzfrau da war, wollte ich nicht nach Hause. Hab mir ein zweites Frühstück im WZ gegönnt und Dinge in Plittersdorf erledigt.


ree

Am Nachmittag kam Frauke auf dem Heimweg von der Arbeit vorbei. Eigentlich hatte ich dafür Kuchen kaufen wollen, es dann aber vergessen. Kurzerhand hab ich selbst gebacken: Apfelkuchen aus Mürbeteig mit Butter-Ei-Füllung. War gar nicht so schlecht. Abgewandeltes Rezept aus dem River-Café Kochbuch. Eine Briefkasten-Runde mit Edo haben wir auch noch gedreht.


Später ein schönes Telefonat mit Ellen und dann Gilmore Girls mit Emilia auf der Couch- herrlich. Stumm schweigen und genießen geht auch!









 
 
 

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