Prinzessin auf der Erbse

Morgen, also Samstag, feiert meine Paten-Nichte Leonie ihre erste Kommunion. Und dass ich, der Gemeinschafts-Junkie schlechthin, nicht dabei sein werde, kann ich immernoch nicht so richtig glauben. Es ist so traurig- und zum Lachen ist am Ende nur der Grund, der in meiner/unserer Abwägung um die Fürs und Widers den Ausschlag gab: als mich heute nachmittag mit viel Überwindung und Willenskraft zu einer kleinen Runde mit dem Auto (Tanken, DM, Laden, ALDI) aufraffte, musste ich feststellen, dass die Sitze in meinem tollen Auto mir momentan wehtun. Sie sind irgendwie zu fest und das linke Bein tut dann total weh.

In einer längeren Telefonierpause mit Ellen auf dem ALDI-Parkplatz habe ich mich auch mal auf den Beifahrersitz gesetzt und verzweifelt mit der Lordosenstütze rumprobiert, ob ich es irgendwie so einstellen kann, dass es nicht unbequem ist. Aber mein Rücken ist wohl empfindlicher, als ich dachte. Den Weg nach Hause habe ich natürlich noch geschafft, aber die Vorstellung, mehrere Stunden schon bei der Fahrt zu leiden, hat mich ziemlich desillusioniert. Und die vermutlich anstrengende Kirche zu "schwänzen", war eine pragmatische Idee, mit der ich aber gar nicht so recht warm wurde. Beim telefonischen Abwägen mit Emilia (im Auto auf der Rückfahrt von Bologna nach Bonn) traf mich ihre Aussage "Mama, stell Dir vor, wir kommen aus Nordhorn zurück und Du bist total erschlagen und sagst weinend, dass es viel zu viel war" auch ziemlich- denn sie hat ja Recht. Und hat solche Szenen auch schon viel zu oft mit ansehen müssen.

Wir bleiben also hier. Bereit, ins Krankenhaus zu fahren, falls es mir morgen oder Sonntag schlechter geht. Auch wenn diese Entscheidung auf dem letzten Drücker dem einen oder anderen vergebliche Mühen beschert hat (sorry Maria, Dani, Stefan!!), hat dieses Beispiel mir dennoch bestätigt, dass man manchmal einfach abwarten muss, wenn man keine Entscheidung treffen kann. Meistens passiert dann irgendwann irgendwas, das einem die Entscheidung leichter macht (wie heute die Autositze).

Und ähnlich ist das mit Aufgaben, zu deren Erledigung man sich nicht aufraffen kann. Einfach liegen/hängen/stehen lassen, es wird der Moment der Erledigung kommen. Bei mir oder jemand anders.

Der richtige Moment war es heute auch für Christian. Er war gleichzeitig mit mir an der ALDI-Kasse. Er nutzt aber die Selbst-Scanner-Kasse und ich die Klassische. Er bemerkte mich gar nicht, bis er der Kassiererin an der klassischen Kasse erklärte, sein Portemonaie vergessen zu haben und wollte gerade seinen kleinen Einkauf dort abgeben. Da tippte ich ihm auf die Schulter und sagte: "das kann ich auch grad bezahlen" und zip zap war das erledigt. Er war völlig verdattert aber auch nervös, weil er nicht so genau wusste, wo seine Geldbörse sein könnte. Also trennten sich unsere Wege schnell. (Er hat sie zuhause gefunden)

Fast wie als "Dank" vom Universum überholte ich dann Nachbar Tobias. Ich rief ihn an und bat ihn, mir beim Ausladen zu helfen- was er natürlich gerne tat. Vom Home-Office-Schreibtisch hätte ich ihn dafür nicht weggeklingelt. Aber so passte es einfach.

Leonie's Kommunion wollen wir im kleinen Kreis nachfeiern. Schön wenn wir dann denken können, dass auch das irgendwie gepasst hat. Traurig bin ich trotzdem.

PS: noch ein medizinischer Nachschlag: Die Antibiose durch die Vene konnte während des einwöchigen stationären Aufenthalt den Entzündungswert von knapp 300 auf 170 senken (normal wäre unter 5). Mit dem Wert, einem Antibiotikum in Tablettenform und 4xNovalgin (senkt Fieber) am Tag bin ich nach Italien geflogen. Der Wert von 255 am Donnerstag lässt vermuten, dass das Antibiotikum in Tablettenform nicht funktioniert. Wenn ich das Novalgin nicht nehmen würde, hätte ich vermutlich auch jetzt wieder Fieber.

Die hohen Entzündungswerte können eine Entzündung anzeigen. In der Woche im Krankenhaus wurde aber kein Entzündungsherd gefunden. Alternativ kann der Entzündungswert auch durch Tumoraktivität in die Höhe gehen. Umso wichtiger wäre es, mit der neuen Chemo zu starten. Die kann aber nur über einen Port verabreicht werden.