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Lange leben ja- aber alt werden?

  • tanja0563
  • 2. März 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Meine Erkrankung gilt ja als nicht mehr heilbar, aber dank der modernen Medizin schreibe ich sozusagen an vorderster Front die Überlebens-Statistiken neu. Um meine Rente brauche ich mir jedenfalls keine Sorgen zu machen- zumal ich ja sowieso schon seit fast 6 Jahren bererntet bin, haha.


Trotzdem lebe ich nicht ausschliesslich so, als könnte jeder Tag der letzte sein. Einerseits ja, weil ich viel Schönes unternehme und Dinge lieber nicht aufschiebe, mutiger, ehrlicher bin und mir "mehr rausnehme", versuche, meine eigenen Bedürfnisse besser wahrzunehmen und kundzutun als früher. Andererseits gibt es trotz allem auch Langzeit-Projekte, die sich in meiner Lebenssituation aber manchmal doch seltsam anfühlen.


Heute ist ein achtjähriges Langzeit-Projekt erfolgreich zuende gegangen: ich habe meine Hälfte unserer Eigentumswohnung komplett abbezahlt! Irgendwie ist es ja unüblich, über Geld zu reden, aber ich freu mich so, dass ich es trotzdem mit Euch teile. Es bleiben zwar noch zwei kleinere Kredite für die fette Steuernachzahlung vom letzten Jahr, die ich nun weiter fleißig abstottere, aber trotzdem!


Die Nebenkosten-Abrechung für unsere Wohneigentumsgemeinschaft (4 Parteien) habe ich heute auch fertig- und zugestellt, auch das lag ewig rum und ist nun endlich erledigt. Zwei Stunden mühsam abgerungener Konzentration heute morgen haben richtig was gebracht!!


Heute nachmittag hat mich Emilia zur Bestrahlung begleitet: Hin (und hoch) mit dem Bus, zurück (runter) durch den Wald. Ich habe mich dabei ertappt, dass mir wichtig war, dass sie mitkommt in den Wartebereich der Strahlenpraxis, damit das Personal dort sie sieht. Ist es unangemessen, dass ich stolz auf sie bin und es schön finde, wenn die Leute sehen, dass ich nicht nur doofen Krebs und einen süßen Hund sondern auch noch eine tolle Tochter habe?? Schon ein bisschen eitel und unelegant. Immerhin habe ich mich selbst ertappt und hätte es auch akzeptiert, wenn sie sich vorgeführt gefühlt und lieber draußen gewartet hätte. Sie hat aber drinnen gewartet und mir kam es vor als wollte sie ausstrahlen (sic!): "macht Eure Arbeit vernünftig, das ist MEINE Mama!"


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(Foto: Emilia Ragazzi)


Der Spaziergang zurück durch den Wald hat ihr genausoviel Spaß gemacht wie Edo und mir, glaube ich. (Falls jemand sie wiedererkennt: die braune Wolljacke ist noch von MEINER Mama!!- DAS ist Nachhaltigkeit!)

ree

Bloß war das Getobe und Gerenne mit Emilia für Edo sicherlich anstrengender als der gemächliche Gang unter meiner Führung....und weil er erst 5 Monate alt und außerdem sowieso ein kleiner Hund ist, darf er dann auch mal streiken und wird getragen : )


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Ach ja, an einer Fußgänger-Ampel kurz vor zuhause bemerkte ich dann wieder mal, dass ich tatsächlich alt werde. Weil ich mich nämlich über die Pause freue, wenn die Ampel von grün auf rot springt, wenn ich mich ihr nähere. Wenn man hingegen jung ist, ärgert man sich über die "verlorene" Zeit und hätte möglicherweise sogar noch einen Sprint hingelegt. Wenn sowieso jeder weitere Tag ein Geschenk ist, dann kann man irgendwie auch keine Zeit verlieren.


In diesem Sinne "When the day is done, and I see the setting sun; I will lift my voice. And I will thank you Lord (...) for one more day."


PS: Zufällig sah ich eben passend zu diesem Thema einen gut besetzten Film aus der ARTE-Mediathek: Schwesterlein. Mit Nina Hoss und Lars Eidinger. Keine leichte Kost, aber ich fand ihn gut. https://www.arte.tv/de/videos/085354-000-A/schwesterlein/

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