Halblang- und trotzdem voll
- tanja0563
- 30. März 2023
- 3 Min. Lesezeit
Hui, war das ein toller Tag!! Es sei ja jedem sein persönlicher Biorhythmus gegönnt. Aber wenn ich ab und zu das Glück habe, mit ähnlich getakten lieben Menschen Zeit zu verbringen, empfinde ich das als großes Geschenk!
Heute war Abfahrt zum Sonnenaufgang im Bagnarello (einer "wilden" Heißwasser-Quelle-Badewanne) um 6 Uhr. Edo hat mich in gar keinen Gewissenskonflikt gebracht und hat sich nach einer ausführlichen Runde im Garten um 5.30 gepflegt wieder hingelegt und ich habe ihn erstmals allein im Häuschen zurückgelassen.
Allein der Weg zum Bagnarello auf dem Weg nach Tolfa ist ein Abenteuer. Nach Pian della Carlotta fährt man eine Straße, die seit vielen Jahren nicht mehr wirklich genutzt wird. Es geht richtig durch die "Maremma Laziale", man sieht im Morgengrauen Pferde und die typischen Maremma-Kühe mit den riesigen Hörnern auf Wiesen, die voller weiß-blühender Schlehenbüsche und wilden Orchideen stehen. Im Rücken das thyrrhenische Meer geht es in die Hügel und Berge von Tolfa, eine ziemlich dünn besiedelte Gegend. Hier gibt es sicherlich auch Wölfe.
Erstes großes Aufatmen: außer uns ist niemand da! Wir haben die beiden in Stein gehauenen Badewannen also ganz für uns.



Herrlich, hier den Sonnenaufgang und Tagesbeginn in guter Gesellschaft zu verbringen!

Dass dieser Ausflug mit einem italienischen Frühstück mit Cornetto und Cappuchino gekrönt wird, war auch schon vorher abgesprochen- also eine runde Sache. Allerdings hat mein Kreislauf mir diesen etwas ungewöhlichen Start in den Tag und das sehr späte Frühstück übel genommen: ich bin den ganzen Tag sehr schlapp gewesen. Ich habe es mit einem zweiten Frühstück (Müsli, Yoghurt und frische Erdbeeren) versucht und schließlich, weil ich immernoch so einen Hunger hatte, mit einem dritten (Cappucchino und Brot mit Ricotta und Marmelade). Aber nix zu machen. Heute war "halblang" angesagt.
Ich habe versucht, ganz gemächlich ein paar übrig gebliebene Erdbeer-Pflänzchen in die Erde zu bringen. Dazu war erstmal Jäten nötig und zum Wässern musste ich erstmal den Schlauch flicken....und immer war mir furchtbar schwindelig, wenn ich aus der Hocke wieder hochkam....

Wie überaus praktisch, dass ich mich für Mittagessen und Abendessen einfach bei Christine und co einklinken durfte. Mittags hatte Andrea reichhaltig gekocht (Tortellini und Fenchel und Torta Rustica und Salat) und abends gab's die Reste. Und viel Rotwein, denn es ist- für dieses Mal- leider unser letzter gemeinsamer Abend gewesen....
Es gab aber noch drei lustige Sachen, die ich erzählen möchte:
Sehr gelacht habe ich über einen WhatsApp-Dialog mit meiner Tochter.

Sie meinte natürlich "seinen" (Edo's) Napf, statt "deinen". Aber einen peinlichen Moment lang habe ich wirklich und ernsthaft überlegt, ob ich in Bonn (und das Leben dort erscheint mir immer sooo weit weg, wenn ich hier bin) einen persönlichen Teller und Becher habe, der innerfamiliär als Napf bezeichnet wird...
Das zweite ist das Verhältnis von Edo zu Boogie, der Labrador (?) Hündin der Nachbarn. Boogie springt über alle Zäune und besteht darauf, mit Edo zu spielen. Die vermutlich mindestens 20kg Gewichtsunterschied haben mir (und Edo) aber anfangs ziemlich Respekt eingeflößt. Wenn Boogie im Spiel die Pfote schwingt, dann hat Edo nicht viel zu lachen. Ich war etwas ratlos- weder möchte ich, dass Boogie dauerhauft im Haus eingesperrt wird, wenn wir mit Edo da sind, noch möchte ich, dass Edo verletzt oder "traumatisiert" wird. Ich habe irgendwie darauf gehofft und darauf vertraut, dass die beiden mit der Zeit eine Art finden, friedlich miteinander auszukommen. Und tatsächlich: heute hat Edo begriffen, dass er viel schneller und wendiger ist als Boogie. Und statt sich winselnd auf meinen Arm zu retten, dreht er Boogie nun eine lange Nase und fordert ihn seinerseits zum Spielen heraus- herrlich. Aber viel wichtiger: das Gleichgewicht ist hergestellt und die beiden scheinen sich tatsächlich zu vertragen!
Das dritte, das mich zum Lachen gebracht hat, waren tatsächlich die Nachrichten im ZDF. Ich habe ja schon seit 20 Jahren keinen Fernseher mehr und schaue nur selektiv in der Mediathek, über Filmfriends.de, Prime oder neuerdings Disney+ Filme. Und dann heute mal wieder auf einem großen Bildschirm die Nachrichten zu sehen, da erschienen mir all diese Menschen so - wie soll ich das diplomatisch ausdrücken?- unansehnlich!? Genaugenommen habe ich gedacht "boah, sehen die alle scheiße aus"! Natürlich ist das ein Ergebnis von völlig blöder, realitäsentfremdeter Verzerrung, denn natürlich sind Schauspieler einer amerikanischen Serie netter anzusehen als König Charles, Frau von der Leyen und dieser Bahn-Fuzzi. Aber auch der dicke Lidstrich der Börsen-Expertin und die Stilettos der nicht mehr ganz jungen aber viel zu mageren Wetterfee- mir kam das alles sehr seltsam vor. Gelacht habe ich aber vor allem, weil ich mal wieder gemerkt habe, dass ich ein bisschen "anders" bin. Und inzwischen lache ich gern darüber : ))




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