Ich bin dann mal weg

Die Würdigung der vielen Glückwünsche und Geschenke zu meinem Geburtstag hole ich ab Juli in Ruhe und einzeln nach. Die kommenende Woche steht nämlich ganz im Zeichen von dem riesigen Geschenk, dass meine Kindergarten-Freundin Ellen mir schon zu Weihnachten gemacht hat: sie hat sich eine Woche Urlaub von ihrem Leben in Berlin genommen und wir wandern zusammen!

Den ursprünglichen Plan einer wirklichen Alpenüberquerung mit Rucksack von Hotel zu Hotel mussten wir vor zwei Wochen zwar abändern, als ich einsehen musste, dass die sieben Etappen den Anspruch an meine momentane Fitness übersteigen. Darum bin ich heute mit dem (neuen) Auto die 600km runter an den Tegernsee gefahren (und schon das war für mich eine Herausforderung: mit den nötigen Pausen war ich 10 Stunden unterwegs) und wir werden je nach Tagesform und Wetter und Lust und Laune eine schöne Zeit an Tegernsee, Achensee und im Stubaital haben und sicherlich auch wandern- aber eher mit weniger Höhenmetern.

Mit meinem Auto bin ich sehr zufrieden. Im Hybrid-Modus erscheint der Verbrauch mit 3,5l/100km (plus etwa 5kw/h Strom) bei für mich "normaler" Fahrweise und recht großem Komfort ganz vertretbar. Navi, Musikanlage ect- das macht schon auch Spaß! Mit den umgeklappten Rückbänken hatte ich auch kein Problem, mein Gepäck unterzukriegen und als mich das Mittagstief überrollte, habe ich sogar im Kofferraum 20 Minuten fest geschlafen. So haben die getönten Fenster noch einen prima Vorteil, den ich gar nicht bedacht hatte.

Sehr spannend ist auch, dass ich durch das Laden ganz andere Pausen mache als früher. Mit LPG (Autogas) im alten Auto habe ich ja eben solche Gas-Tankstellen aufgesucht und die haben halt Tankstellen-Charme. E-Ladestationen sieht man eigentlich erst, wenn man sie sucht, aber man muss sie nicht groß suchen weil sie im Navi schön angezeigt werdenm und dann merkt man erst, wieviele es tatsächlich schon gibt. Und es wird auch angezeigt, ob die gerade frei oder belegt sind. Langsam laden dauert bei meinem Auto ca 90 Minuten, Schnell-Laden eine halbe Stunde. Genau richtig um durch einen Supermarkt zu schlendern und zwei zusätzliche paar Socken zu kaufen und noch was anderes wo mir gerade nicht einfällt was es war. Ich merkte jedenfalls erst nach dem rausgehen, dass mir nur EIN paar Socken berechnet worden war und bin -Asche auf mein Haupt- nicht zurückgegangen um das zu reklamieren...

Ich habe heut aber auch über das Laden hinaus Pausen gemacht, wenn ich sie brauchte. An einem Rastplatz habe ich dann erstmal meinen Jogurt mit Müsli und Obst genossen und sah einen Bulli mit osteuropäischem Kennzeichen. Darin und davor eine ganze Gruppe von Menschen, die man früher Zigeuner genannt hätte und heut politisch korrekt für Sinti und Roma halten würde. Ich ertappte mich dabei, dass ich Bedenken hatte, zur Toilette zu gehen und das Auto und all mein Gepäck allein zu lassen. Jaja, die fiesen Vorurteile. Und dann stand da der Älteste der Gruppe vor dem Bulle und schaute zu mir rüber und schaute direkt in mich rein, so kam es mir vor. Ich hörte zwar weiter mein Hörbuch (Marina Leky: Kummer aller Art) aber war von meinen Gedanken abgelenkt. Da kam der Mann zu mir und bettelte. Der Bulli sei kaputt, sie wollten nach Ungarn und schlafen nun in dem Bulli und brauchen Geld....uagh....da hat er ja die Richtige getroffen. Ich gab ihm 15 Euro (!) und war genervt, dass ihm das nicht reichte.

Schließlich musste ich dann trotzdem zur Toilette (darauf warten, dass die weiterfahren war ja auch offensichtlich keine Option). Als ich zurückkam, kam eine junge Frau von der Bulli-Truppe und bettelte weiter. Interessanterweise betonte sie in ihrer Schilderung der präkären Situation den Wunsch nach Socken- somit habe ich ihr das zweite Paar der frisch gekauften (und nicht bezahlten) Socken geschenkt. Wie gewonnen so zerronnen. Ich weiss nicht- ich finde den Umgang mit solchen Menschen und Betteln wirklich schwer. Sie tun mir wirklich leid und ich möchte nicht kaltherzig sein. Aber ich weiss auch, dass ich furchtbar naiv bin....

Wunderbar dann das Wiedersehen mit Ellen. Wir haben es uns erstmal in der Gaststube des Hotels gut gehen lassen.