Feigen
- tanja0563
- 27. Juli 2024
- 2 Min. Lesezeit

Feigen, wenn sie genau diesen Reifegrad haben, mag ich sehr gerne. Aber gestern habe ich gemerkt, dass ICH feige bin. Und das mag ich überhaupt nicht. Ich finde es so schlimm, dass ich mich hier oute. Das ist nämlich so ein "feige", wo man eigentlich auch anders kann, wo man eine Wahl hat und vielleicht inspiriert es ja den ein oder andern- wobei ich hoffe dass DU nicht so feige bist wie ich.
Es ist hier im Krankenhaus so, das nachts Krach und Licht von draußen stört. Immer wieder stört mich aber auch, dass es nachts von draußen nach Zigarettenrauch stinkt. Seit ich mit Ohrstöpseln und etwas fester schlafe, habe ich auch schon manchmal entnervt gerufen "das stinkt!!". Voll mutig.
Eines morgens fragte die nette Schwester O. "Und, wie haben Sie geschlafen, Frau Doktor Wolf?" "Hm, geht so" und dann hab ich mal meinen Frust über den nächtlichen Zigarettengestank von draußen rausgelassen. Ich hatte mir vortags zudem mal mit Raucheraugen den Notausgang-Plan angeschaut und zwei Fenster neben meinem ist der des Treppen-Notausgangs (Tür offen)- sehr verlockend für eine schnelle Zigarette im 6. Stock statt wer weiß wo hin zu müssen. Schwester O. war entsetzt "ich bin leider auch Raucherin aber DAS ist verboten, das werde ich melden! Wissen Sie, wer das war?"
Ich habe stumm den Kopf geschüttelt und möchte das fast als Aussage-Verweigerungsrecht verstanden wissen. Es KANN ja eigentlich nur Schwester S. gewesen, sein, die neulich Nachtdienst und nur noch wenige Jahre bis zur Rente hat und sich nach Feierabend an den hauseigenen Pool haut, in die pralle Sonne, was man der ledernen, tätowierten Haut auch ansieht. Die eine neue grüne Brille hat und einen kleinen Hund, den sie abgöttisch liebt, so einen Bolonka-Zwetna, eine Art, die man leicht mit Edo's Rasse, dem Bologneser, verwechseln kann.
Vielleicht ist es also nicht nur feige, dass ich sie nicht anschwärzen mag!? Ich habe ja am Grunde auch nichts geSEHEN. Aber gestört hat es mich dennoch und verboten ist es auch. Vielleicht hat ja Schwester S. ja schon was bewirkt. Und anonsten schreibe ich mal einen anonymen Brief für den Kummerkasten denn die Feigheit bleibt: Die Schwestern, die hier die Hand über Tod und Leben halten, die motivieren und ignorieren können, mit denen will ich's mir echt nicht verderben! Und vor Schwester O, die einfach das Richtige tut, ziehe ich den Hut!




Kommentare