Eine größere Welt
- tanja0563
- 21. Apr. 2023
- 3 Min. Lesezeit
So hieß der Film, den ich gerade geschaut habe (bei Filmfriend, über die Bücherei).
"Fabienne Berthaud (BARFUSS AUF NACKTSCHNECKEN) verfilmte mit dem Kinostar Cécile de France (L'AUBERGE ESPAGNOLE) die wahre Geschichte von Corine Sombrun, die diese im Buch "Mein Leben mit den Schamanen" verarbeitet hat. Nach ihrer Ausbildung in der Mongolei arbeitet Sombrun heute mit Neurologen und Gehirnforschern zusammen, um die mentalen Mechanismen hinter den Trancezuständen zu verstehen und z. B. für therapeutische Zwecke zu nutzen. "Atemberaubende Landschaften, ein aufrichtiges und sinnliches Werk" (Le Journal des Femmes)"
Ich fand ihn sehr schön. Auch weil er daran erinnert, dass es vielleicht doch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir noch nicht kennen oder verstehen, als wir denken.
Gerade erlebe ich so intensive Gefühle- in beide Richtungen. Heute war meine erste Wanderratten-Wanderung seit November und es war -nicht nur das Wetter- traumhaft: Ich habe die Strecke, die mit knapp 10km und 200HM neuer Jahresrekord für mich ist, recht gut gemeistert, auch weil wir nach 7km, meiner momentanen "Schallgrenze" eine leckere Mittagsrast in einem afghanischen Restaurant eingelegt haben. Edo hat auch keinen Anspruch auf seinen Platz im Rucksack erhoben und ist munter mitgewandert. Dabei war er "freundlich" aber hat sich auch nicht über die Maßen an die Mitwanderer geklettet. Und Mitwanderer gab es 14, das ist eigentlich auch ein neuer Rekord für meine Freitagswanderungen. Eigentlich finde ich eine kleinere Gruppe lauschiger, aber es waren heute viele meiner "Lieblinge" dabei und es haben sich alle sehr diszipliniert an das Schweigen beim bergauf gehen gehalten. Insgesamt empfand ich die Stimmung als sehr schön, ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben kann. So zugewandt und menschlich. Auch ohne viel Smalltalk, aus dem mich mich gern ausklinke.

Tja und in die andere Richtung kann ich nicht leugnen, dass mich -neben den "normalen" Katastrophen- drei aktuelle "Krebsnachrichten" gestern und heute doch auch betrüben. Mein Onkel, bei dem sich die Diagnostik wie Kaugummi zog während er immer schwächer wurde und nun "endlich" die Therapie begonnen hat, die sicher kein Spaziergang wird. Die Therapie wird wohl keine Heilung mehr bringen können, sondern -wie bei mir- nur den Verlauf verlangsamen. Willkommen im Club....
Dann eine sehr enge Freundin, die sozusagen einen Schritt weiter ist. Ihr wurde gestern gesagt, dass die therapeutischen Möglichkeiten nun ausgeschöpft seien. Ich erinnere mich so gut daran, wie meine Mutter in dieser Situation fast entrüstet fragte "und was machen wir nun?". Tja, dann konzentriert man sich auf die Symptomlinderung und gibt alles für eine möglichst gute Lebensqualität...bis zum Ende- welches aber ja eigentlich noch genauso irreal scheint wie am Tag vor dieser schweren Nachricht und welches ja auch wirklich noch "auf sich warten" lassen kann. In dieser Situation gefasst, ruhig und würdevoll zu bleiben und zu LEBEN, sobald die Lebensqualität es erlaubt- das verlangt Größe.
Und dann erreichte mich heute die Nachricht vom Hirntumor beim jugendlichen Sohn eines Freundes. Ich kenne nur in groben Zügen die Geschichte...Sonntag Rettungswagen und zwei Tage später 12-stündige Operation und seitdem Intensivstation. Das eigene Kind tapfer leiden zu sehen, das ist wohl der schlimmste Alptraum. Und doch kann auch so ein Schicksal alle Eltern treffen. So irreal es erscheint.
Tja und wie kriege ich jetzt die Kurve?
"Eine größere Welt"- das ist wenn ich von der tollen Wanderung nur ein einziges Foto habe, weil das tolle daran nicht in Bildern einzufangen war.
"Eine größere Welt", das ist wenn wir weitermachen auch wenn wir das warum und wohin nicht verstehen. Im Vertrauen, dass am Ende irgendwie alles gut wird.
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