top of page

Dankbarkeit

  • tanja0563
  • 3. Dez. 2024
  • 3 Min. Lesezeit
ree

"Wie geht's Deinem Herz heute?"


Tja, mich hat der Arztbesuch von gestern nachhaltiger verstimmt, als ich erwartet hatte. Ich verstehe noch nicht so ganz die Gründe dafür- der Neurochirurg hatte bestimmt keine bösen Absichten. Aber er hatte schon auch Interesse daran, dass er selbst ganz besonders gut dasteht. Das hat mich zum Beispiel gestört.


Dass ich das Bedürfnis verspürte, mir für morgen einen Termin bei meinem langjährigen Orthopäden zu machen, ist auch aufschlussreich: von dem verspreche ich mir echte Empathie und -entgegen aller medizinischen Fakten- etwas Hoffnung darauf, dass es trotzdem noch besser wird. Dr Sippel schätze ich so ein, dass das klappen könnte.


Es macht halt auch für mich durchaus einen Unterschied, ob ICH mir Hoffnungen mache (und Freunde gerne mithoffen), oder ob ein Facharzt sagt "ich hab schon vieles gesehen mit dem niemand gerechnet hätte, lassen Sie sich nicht entmutigen!"


Zumal ich ja für kleine Wunder empfänglich bin.... einer Krebs-Leidensgenossin, die selbst Ärztin ist, schickte ich, um im Dialog Zeit zu sparen, meinen Befund- und sie kam aus dem Staunen nicht mehr raus "das ist acht Jahre her???? Uuuuuunglaublich (dass Du nicht längst gestorben bist).

Und dafür bin ich auch echt dankbar. Und mit "echt" meine ich, dass ich inzwischen hoffentlich mit Würde und Dankbarkeit in Ruhe abtreten könnte, wenn das Ende der sinnvollen Therapien erreicht wäre. Für die Bonus-Jahre bin ich dankbar und für die gute medizinische Versorgung und vieles mehr. Ich hatte ja nun auch einige Jahre Zeit, die Krebs-Diagnose zu verdauen.


Aber Dankbarkeit dafür, dass es mir bezogen auf den Rücken jetzt nicht mehr so grottenschlecht geht wie im Sommer? Dankbarkeit, dass alles nicht noch viel schlimmer gekommen ist?

Nein, verdammt nochmal! So hatten wir nicht gewettet!

Seit einem Jahr mache ich mit dem- wie es gestern hieß- "riesigen" Bandscheiben-Vorfall rum. Zugegeben, durch die Auto-Immunreaktion durch die zweifach-Immuntherapie (der juckende Hautausschlag, Du erinnerst Dich?) und das viele Cortison vor Weihnachten rückte der Bandscheibenvorfall zunächst etwas in den Hintergrund. Aber spätestens nach dem Sturz (und Wirbelbruch) kurz nach Neujahr stand dar Rücken im Zentrum der Aufmerksamkeit.


Operiert wurde der Bandscheibenvorfall schließlich, als man ganz sicher war, dass sonst nichts hilft, im April. Dass es den geklemmten Nerv so genervt haben könnte, sooo lange eingeklemmt zu sein, dass er bleibende Schäden davonträgt- tja.


Und dass die erste OP nicht den gewünschten/erwarteten Erfolg hatte- tja.

Dass bei der zweiten Op wohl ein Keim in die Wirbelsäule geraten sein muss- tja.


Dass die Schmerztherapeutin mich mit einer lustigen, sicherlich gut gemeinten Mischung (die eine neutrale Apothekerin die Augen reiben ließ: "damit bleibt ja kein Pferd gerade stehen" tja, auch einen Wolf nicht) so zugedröhnt hat, dass mein System Anfang Juli so aus der Balance war, dass ich einen Monat auf der Palliativstation verbracht habe- tja.


Sorry Prof Dr Christian von der Brelie- Dankbarkeit kriege ich an dieser Rücken-Baustelle nicht hin. Das ist alles eine große Kacke. Wandern, Laufen war mein Lebenselexier. Mit dem irgendwann sterben müssen hab ich mich irgendwie abgefunden, dankbar für jeden neuen Tag.


Aber dass ich diesen Rest meines Lebens nicht stehen, nicht wandern, nicht spazieren gehen kann und mir Monat für Monat mühsam kleine Etappen abringen darf, die ich ohne Rollator (aber unter Anstrengung und Schmerzen) gehen kann,

dass ich diesen Rest meines Lebens Pregabalin nehmen muss gegen die Nervenschmerzen,

und dass Reisen in mein geliebtes Italien kaum mehr Sinn machen, wenn ich nicht vernünftig gehen kann,

an all das habe ich mich noch nicht gewöhnt.


Jetzt verstehe ich ein bisschen besser, warum ich heute schlechte Laune hatte.


Trotzdem Danke für einen lieben Adventsgruss, ein telefonisches Nachhaken, eine nette Nachricht, ein gut gelauntes, sogar fürsorgliches Pubertier, ein so langsam wieder besser gehorchender Edo, eine auf andere Gedanken bringende Gitarrenstunde und das wohltuende Erheben der Stimme bei der Chorprobe.

Genug da zum dankbar sein : )

Plus Du, der/die Du diesen miesepetrigen, egozentrischen Blogeintrag gelesen hast.....


Morgen ist tatsächlich ein neuer Tag.....







 
 
 

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen

©2023 von Flow Wolf Fly. Erstellt mit Wix.com

bottom of page