14. Posaunenkonzert

Berti fasst links die schmale, kühle Hand seiner Mutter und rechts die kräftige, warme Hand des Vaters, als sie zusammen den großen Dom betreten. Von der feuchten, dunklen Dezemberkälte kommen sie in das trockene Kirchenschiff, dass zu den Feiertagen ein wenig beheizt ist. Die Bankreihen sind auf beiden Seiten schon recht gefüllt, und die drei bewegen sich andächtig auf den Mittelgang zu. Sie streben in Richtung der vorderen Reihen, die meist bis zuletzt frei bleiben.

Der Weihrauch-Geruch drängt sich in die Berti’s Nase, viele Kerzen leuchten und blenden ihn ein wenig. Der marmorne Boden ist glatt und edel unter seinen Füßen und die Decke der Kirche sehr weit weg. Berti fühlt sich so klein und sein Herz fängt ganz aufgeregt an zu klopfen. Er bleibt stehen und greift die Hände seiner Eltern etwas fester. Die beiden lächeln ihm ermunternd zu. Sie gehen gemächlich weiter und im selben Moment erklingen wie aus dem nichts Töne, wie Berti sie nie zuvor gehört hat. So glänzend klar, so richtig laut und kräftig, fast wie Elefanten. Berti vergisst fast, Luft zu holen. Er ist ganz ergriffen von der Musik und schaut in alle Richtungen, um die Quelle dieser himmlischen Klänge zu entdecken, die doch scheinbar extra für ihn angefangen hatten zu erklingen.

Sie schreiten durch den Mittelgang nach vorne und Berti kann gar nicht anders, als seine Schritte im Takt der Musik zu setzen. Als sie drei freie Plätze in der zweiten Reihe auf der linken Seite des Domschiffs eingenommen haben, kann Berti nach der Herkunft der beeindruckenden Musik weitersuchen. Schließlich entdeckt er auf der Empore über dem Eingang einige Musiker. Seine Augen leuchten und die Mutter flüstert ihm zu: „das ist ein Posaunenchor! Nun sitzt schön still und genieße das Konzert vor dem Weihnachtsgottesdienst!“

Seitdem sind für Berti die feierlichen Tage untrennbar mit Posaunen-Musik verbunden.

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