Überlaufen
- tanja0563
- 28. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Also, erstmal Entwarnung und überlaufen vor Dankbarkeit und Freude: die Chemo scheint weiterhin zu wirken und in MRT und CT werden alle Metastasen kleiner oder verschwinden. Yippeeee!!
Der Vormittag von einer Untersuchung zur nächsten war allerdings von starken Schmerzen gekennzeichnet. Als ich alles geschafft hatte, sah mich auf dem Flur zufällig die Onkologin und hat mich sofort eingesammelt, in ein Bett gesteckt und mit einer weiteren Morphiumspritze erlöst von den Schmerzen in der rechten Flanke.
Im Gespräch mit Prof Ko gab es dann die guten Nachrichten und eine mögliche Erklärung für die Schmerzen: meine Blase war riesengroß. Dabei musste ich nicht wer weiß wie nötig zur Toilette. Er tippte auf "Überlauf-Blase". Kurzerhand ging's für mich zurück ins Bett und mir wurde ein Katheter verpasst. 1,2l waren tatsächlich in der Blase. Bevor ich dann nach Hause fuhr, wollte ich den Katheter gern wieder entfernt haben. Da stellte sich heraus, dass man eher davon ausgehen muss, dass so ein Katheter auch ein Hilfsmittel sein könnte, dass mir mittelfristig nützlich sein könnte. Uagh...reicht nicht ein Kack-Beutel? Muss ich mich auch an den Gedanken eines Pipi-Beutels gewöhnen??
Diese Gedanken trüben natürlich meine Freude über das gute Ergebnis. Gleichzeitig waren die Schmerzen schlimmer als so manch andere, die ich bislang erlebt habe. Und wenn das Mittel der Wahl gegen diese Schmerzen eben ein Katheter ist, dann ist das eben so. Mal sehen was die Nacht bringt. Vielleicht reichte meiner Blase der Warnschuss und sie lässt sich nun ganz entspannt entleeren? Ich wage gar nicht, es auszuprobieren. Dreimal hab ich es probiert seit heute Mittag. Einmal war Fehlanzeige, zweimal kam ein bisschen. Hab aber auch nicht besonders viel getrunken.
Gegessen habe ich heute mittag aber Nudeln, die Roberto gekocht hat. Zum Onkologen-Gespräch hatte er es heute nicht geschafft, aber er fragte nach, ob er vorbeikommen könne, als ich noch im Krankenhaus war. Und meinen Wunsch "könntest Du uns was kochen?" hat er mir erfüllt. Gemeinsames Fernsehgucken bzw dösen auf dem Sofa gab es im Anschluß auch noch.
Dann stand die Frage aus, wie ich es mit der Chroprobe halte: Mit Fentanyl und Morphium im Blut im Dunkeln Autofahren um in einer kkkkkkalten Kirche zu frieren erschien mir wenig schlau. Aber absagen hat den Nachteil, dass bei so wenig Sängern eine Absage fast direkt zur Absage der gesamten Probe führt. Und außerdem hatte ich richtig Lust zu singen und die überlaufende Freude rauszulassen. Also hab ich den Chor (heute 6 Leute plus ich) zu mir ins Wohnzimmer eingeladen. Das fanden alle prima und war sehr nett.
Es war etwas kurz, denn leider kamen drei Sänger eine halbe Stunde zu spät und da die Pünktlichen (mich eingeschlossen) trotzdem pünktlich aufhören wollten, blieb halt nur eine Stunde zum Singen. Die war aber sehr schön. Im Sopran mit Leonie macht es so viel Spaß!Um kurz vor 21 Uhr, die pünklichen waren schon gegangen, war es für mich aber auch wirklich genug und ich habe die Spätkommer etwas deutlich rausgefegt und im Flur mit den Worten stehen lassen "Ich sag schonmal tschüss, ich muss mich mal hinlegen". Ja, ich spüre meine Bedürfnisse deutlicher und äußere sie!
Und ich spüre auch Dein Bedürfnis: jaaaa, morgen gehe ich zum Friseur!! ; ) Vielleicht fange ich das neue "Kapitel" (so fühlt es sich nach jeder Kontrolle für mich an) mit was Neuem, Kürzeren an??






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