Lichtes Licht
- tanja0563
- 4. Juli 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juli 2023
Mit der Abreise von Mann und Tochter fängt nun die verschärfte Version von "Runterfahren" an. Ganz wie in einer Reha oder Kur strukturieren Tag und Nacht sowie die mir ja wichtigen, regelmäßgien Mahlzeiten die Zeit. Dazwischen fülle ich die Stunden ganz nach Lust und Laune und OHNE straffen Plan angenehm und genußvoll mit Lektüre, Gitarre spielen und singen, Malen, Schreiben, WDR4 hören und auch mal einem Film gucken ("Blau ist eine warme Farbe", dauert allerdings 3 Stunden und zieht sich somit über mehrere Tage).
Telefonate, Briefe/emails/Nachrichten sind momentan mein primärer Sozialkontakt. Bei den täglich mindestens drei Spaziergängen mit Edo treffe ich aber auch auf zugewandte Menschen. Die ältere Dame von nebenan mit dem Malteser habe ich heute morgen auch schon getroffen. Morgen werde ich wohl auch mal ins Dorf gehen und Donnerstag bin ich mit meinen Vermietern verabredet, die mir nette Menschen vorstellen wollen. Trotzdem eine spannende Erfahrung zu fühlen, was von einem übrig bleibt, wenn man mal alles "drumherum" wegnimmt. Das Spazieren gehen tut mir jedenfalls sehr gut und das Buch "Vom Glück des Wanderns" gibt viel Inspiration, warum das so ist!
"Ich fühl's, wenn ich gehe in der freien Luft,
im Wald oder an Bergen hinauf,
da liegt ein Rhthmus in meiner Seele,
nach dem ic muss denken,
und meine Stimmung ändert sich im Takt."
(Bettine von Arnim)
Heute habe ich Edo erstmal einen Sommer-Haarschnitt verpasst. Und der erste richtig gut getroffene Schmetterling ist, wenn mich nicht alles täuscht, die Sommergeneration eines Landkärtchens. Oder doch eher ein Kaisermantel?

Bei dem Foto vom Wasserfall möchte ich darauf hinweisen, dass ganz klein mittig im Bild ein Mann mit einem gelben T-Shirt zu sehen ist, wenn man ganz genau hinschaut. Dann versteht man die Größenverhältnisse besser. Man kann in Serpentinen hochsteigen und auf das Plateau hinter dem Wasserfall gelangen, wo ein wunderschöner See ist. Das habe ich letztes Jahr gemacht und war hin und zurück insgesamt 10 Stunden unterwegs. Das traue ich mir momentan leider nicht zu.

Zudem habe ich mal das Gedicht, das an der Hütte beim Valorz-Wasserfall hängt, abgeschreiben und zu übersetzten versucht.

Vereinigung von Stein und Wasser
Der Stein kann sich nicht trennen
vom Wasser in SOPRASASASSO.
Der Anstieg steil und jäh
mündet in glückseliges Land.
An jenem Ort gewährt die fürsorgliche Natur den Wassern Einhalt,
sie läßt sie verweilen in verstreuten und schönen Seen,
die auf den großen, tiefen und runden folgen.
Da oben wird gefeiert, Liturgie gehalten,
nach dem Regen versilbertes Licht,
nach dem Schnee eingegipstes Weiß.
Aber dann windet die Sonne sich heraus und geht akrobatisch unter, ganz hastig,
über den Steinen, die das Wetter glattpoliert hat.
Das lichtvolle Orz-Tal erwartet Sie und empfängt Sie.
Es ist kein landwirtschaftliches Sonnental,
sondern eines voller Moose und Flechten und duftender Heilkräuter.
Vorzimmer der Stille und der Ruhe
Für den, der es liebt.
Ich liebe es in der Tat- und die wunderschöne Natur gibt mir echt viel.....und auch die Dinge, die ich lese. Wie eine Praline nasche ich jeden Morgen ein Märchen von Hermann Hesse. Heute hat da jemand "aus Versehen" eine mysteriöse Pille gegessen, die ihn die Sprache der Tiere verstehen ließ. Er kam dann in eine Irrenanstalt.
Das Märchen vorgestern handelte von einer hochmütigen, schönen Prinzessin, die sich einen Papagei und einen häßlichen, geschichtenerzählenden Zwerg hielt. Der Zwerg seinerseits hatte einen verkrüppelten Hund, einen Bologneser (wie Edo!!). Eines Tages verliebte sich die Prinzessin. Den Geliebten nervten aber der Papagei, dem kurzerhand der Hals umgedreht wurde und der Hund, der in den Kanälen Venedigs jämmerlich ertrank, weil der Geliebte verbot, dass jemand ihn rettete. Der Zwerg war daraufhin so wütend, dass er den Geliebten vergiftete- allerdings war der Geliebte misstrauisch und ließ den Zwerg von dem Wein vorkosten - darum starb also auch der Zwerg.
Das Märchen gestern war über eine hübsche, junge Witwe, die viel Herrenbesuch empfängt. Am liebsten ist ihr ein Dichter- der wird aber von einem anderen Liebhaber erschossen, als er an einem Abend kommt, an dem die Witwe ausdrücklich von einem Besuch abgeraten hatte.
Und "Das Cafè ohne Namen" von Robert Seethaler liest sich auch wunderbar.
Am Ende von Tag 1 allein kann ich zufrieden sagen "es geht mir gut!" : )




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