Graue Gleitsicht
- tanja0563
- 15. Okt. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Okt. 2023
Als ich heute abend merkte, dass ich den ganzen Tag noch kein Foto gemacht habe, habe ich mal meinen "Nachtisch" dokumentiert. Die Zartbitter-Schokolade war als erstes verschwunden, dann der Merlot eliminiert und der Fencheltee ist nun kalt und schmeckt mir umso besser.

Und ich gebe sogar zu, das war der zweite Streifen Schokolade- die war unerwartet lecker!
Tja, irgendwie spricht das Bild und der Blog-Titel von heute Bände: nach den Ferien mit Meer und Sonne und so braucht es wirklich erstmal ein anderes "Augenmerk", eine neue Scharfstellung auf die kleinen Dinge und Freuden des Lebens. Und die sind natürlich andere als Schokolade und Rotwein, Schnulzen gucken und seichte Romane verschlingen. Diese "Drogen" helfen kurzfristig und unterstreichen, dass es Zeit wird, mir was Gutes zu tun: Gute Gespräche, schöne Spaziergänge, geselliges Spielen, gemeinsames Singen, konzentriertes Gitarrespielen...und auch ein stückweit einfach die Dinge erledigen und "wuppen", die mein "Job" sind.
Ich bin aber auf "graue Gleitsicht" mit Schokolade und Rotwein im Fokus gekommen, weil ich glaube, dass dieses neue Scharfstellen ein Muster ist, das uns an vielen Stellen begegnet. Dem Anfang von allem wohnt immer ein Zauber inne, aber wenn dann Alltag einkehrt, dann ist der schnell hinne. Haha, wie sich das nett reimt. Ob Job, Beziehung, neue "Dinge" (Wohnung, Auto, Klamotten, sogar Hund)- das "neu" ist schnell ab, man gewöhnt sich ja soo schnell an alles, gutes wie schlechtes.
Und dann bekommt der Spruch hier noch eine andere Dimension:

Die Weisheit ist dann vielleicht nicht nur, das eine vom anderen zu unterscheiden und entweder Mut zum ändern oder aber Gelassenheit zum hinnehmen aufzubringen, sondern es gibt da noch die Dimension der Nachhaltigkeit:
Wir aus der "Wachstums"-Generation wollen ja tendenziell immer höher, schneller, weiter und eben alles was man ändern, optimieren, verbessern kann, mutig angehen. Ich glaube aber, dass es heutzutage auch Gelegenheiten gibt, wo Gelassenheit und "nichts tun" angesagt ist, auch wenn man etwas ändern KÖNNTE. Der Mut, und die innere Stärke, die dieses Ausharren bedarf, ist nochmal eine ganz andere Hausnummer.
Ändern/Optimieren wäre in diesem Bild Schwarz, Hinnehmen wäre weiß. Aber in der Realität von Menschen über -ich sag mal- 45 ist halt sehr vieles nicht schwarz oder weiß, sondern grau. Grau und voller Geschichte, die doch auch ein Gewicht und einen Wert hat!! Geschichte, die eine Entscheidung zwischen schwarz und weiß auch ein stückweit unmöglich macht und das Ausharren in der Grauzone zum bestmöglichen Kompromiss macht. Und dann wird das Leben schon seine eigene Dynamik reinbringen. Langweilig wird es bestimmt nicht!!
Für das morgige Frühstück habe ich Haferflocken, Nüsse und Müsli mit Wasser versetzt und mache morgen mit Joghurt sowas wie Bircher-Müsli draus. Durch das pure Ausharren im Kühlschrank wird etwas ganz anderes draus. Die Kraft der Persistenz könnte man das vielleicht nennen und auf so manches, was einem grau und optimierungswürdig erscheint, anwenden.
Das hat natürlich auch Grenzen. Vor dem nächsten Urlaub werde ich persönlich kontrollieren, dass kein halber Liter frischer Milche oder bereits aufgeschnittene Äpfel im Kühlschrank auf wundersame Verwandlung (=Verschimmelung) warten ; )
Morgen ist ein neuer Tag und ich bin zuversichtlich, dass wir alle im Grau die bunten Momente entdecken, wenn wir wollen und dass Treue und Menschlichkeit belohnt wird. Und nachhaltige Persistenz, das "Ausharren", Dranbleiben, Kompromisse eingehen ist in der zweiten Lebenshälfte kein Mangel an Leidenschaft, Konsequenz oder Ehrlichkeit finde ich. Das alles sind Spielarten von LIEBE, oder?




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