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Gleichgültigkeit

  • tanja0563
  • 11. Juli 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Eigentlich wollte ich heute abend die Besichtigung des Schlosses in Caldes mit dem Besuch eines Vortrags von Ugo Morelli zum Thema "Gleichgültigkeit" (Indifferenza) verbinden. Aber ich bin ja lernfähig: so spannend ich das Thema auch finde, so weiß ich doch dass 20.30 einfach nicht mehr meine Zeit ist. Außerdem bin ich erst um 18 Uhr von der heutigen Wanderung nach Hause gekommen. Natürlich könnte ich es noch locker schaffen - aber der Tag war auch so schon schön genug. Da genieß ich lieber den lauen Sommerabend auf der Terrasse, bevor ab morgen zwei Regentage in Aussicht gestellt werden.


Und außerdem war die Nacht heute kurz. Ich war natürlich mal wieder selber schuld: aber irgendwie war es plötzlich schon Mitternacht und da dachte ich "hm, ich lass den Hund nochmal raus, dann weckt er mich zumindest wegen dieses Bedürfnisses vielleicht nicht!" Gesagt getan. Bloß hatte er das Geschirr nicht an und darum hab ich auch die lange Leine, die draußen am Tisch festgemacht ist, nicht benutzt sondern bin mit ihm vors Haus und auf den Rasen gegangen und hab ihn im Auge behalten. Ihm gefiel es da, wo die Beleuchtung war, aber nicht und er ging ums Haus rum, ich langsam hinterher- und dann war er auf einmal weg. Ohne Brille kann ich im Dunkeln auch einen hellen Stein schlecht von einem kackenden Hund unterscheiden, aber als so gar keine Reaktion kam, war klar dass es ein Stein war und Edo wirklich eine Nachtwanderung unternahm. Grrr.....


Ich musste erstmal selber zur Toilette und habe geschaut, ob er nicht vielleicht unbemerkt INS Haus zurückgegangen war- aber Fehlanzeige. Rufen und Pfeifen half nix, also habe ich die Tür von innen zugemacht und die Stirnlampe gesucht, die ich bei der Suche nach den Tabletten noch gesehen hatte. Ich versuchte, die Ruhe zu bewahren, schließlich finde ich die Angst der lokalen Bevölkerung vor Bären und Wölfen etwas übertrieben. Aber die Vorstellung, um Mitternacht mit Stirnlampe im Wald nach meinem Hund zu suchen, der vielleicht irgendwo eingeklemmt oder verletzt ist, gefiel mir überhaupt nicht. Natürlich wurde ich auch sauer- blöde Töle, wieso muss der auch einfach abhauen!! Genau das hat Emilia immer befürchtet, dass ich nicht gut genug auf ihn aufpasse!


Der Gedanke an meine pubertierende Tochter brachte mich aber zu der Entscheidung, erstmal NICHT suchend loszuziehen, sondern einfach noch zu warten. Immerhin hatte ich die Stirnlampe mittlerweile gefunden. Und dass ich mir die Nacht um die Ohren schlage, ist ja letztlich auch egal. Also bin ich nochmal raus und habe nochmal gepfiffen. Und schwupps, stand der Lümmel ganz unschuldig dreinschauend vor mir. Er war immerhin eine halbe Stunde weg gewesen und vielleicht war er selbst etwas erschrocken. Er hat jedenfalls in dieser Nacht keinen Mucks mehr von sich gegeben und ich habe IHN um 7.30 geweckt : )


Frühstück gabs dann für mich mit einem Blick in die Lokalzeitung in der Bar Centrale, danach habe ich direkt mein Glück in der Apotheke versucht. Aber die Odysse nach dem Fludrocortison wird mich noch etwas beschäftigen: trotz gestern besorgtem Rezept kann die Apotheke mir das Medikament nicht beschaffen, weil es nur in Krankenhäusern verabreicht wird. Das hatte die Ärztin gestern zwar auch schon gesagt und gemeint, dass die Apotheke das dann über/aus dem Krankenhaus bezieht- aber nun denn. Nächster Tip: zum Krankenhaus in Cles gehen und meine Situation erklären. Dafür kann ich die Regentage ja prima nutzen. Wenn es hart auf hart kommt, muss Emilia mir nächste Woche die Tabletten mit der Post schicken, zu Hause sind ja noch genug und sie ist Montagabend bis Freitag (allein) in Bonn, also keine Panik (aber danke für die Hilfsangebote!!).


Ja und dann sind wir nach Pejo gefahren und mit der Funivia (Seilbahn wie ein Ei mit 4 Plätzen) hoch auf 2000m und dann mit der Cabinovia (Seilbahn wie eine Schiffsschaukel auf der Kirmes, wo etwa 50 Personen drin stehen) hoch auf 3000m. Diese Schiffsschaukel war echt krass, die Gondel hängt ziemlich hoch und schaukelt nicht schlecht, wenn sie an den Masten vorbeigezogen wird....der bärtige Schiffsschaukel-Führer war gleichzeitig DJ und spielte ACDC "highway to hell" und dann U2 "One"- und hatte seinen Spaß als alle Passagiere johlten und "hui" riefen wenn es heftig auf und ab ging.


Oben angekommen, habe ich mir ein zweites Frühstück mit Cappuchino und Sachertorte (es gab keine Cornettis!!) im Mythe gegönnt. Das ist ganz neu und ganz energie-effizient und es tat mir leid, dass außer mir niemand dort konsumiert hat. Schade allerdings auch, dass die Toiletten außer Betrieb waren, die sind ja für mich ein Haupt-Einkehr-Grund. Naja.


Die Schiffschaukel fuhr alle 20 Minuten und ich dachte, ich warte ein Weilchen, nachdem eine Horde Menschen ausgestiegen ist, bevor ich den Abstieg (3 km, 640m Höhenmeter bergab) angehe. Der Ausblick war schon krass und es lag relativ viel Schnee und daraus entsprang ein sprudeliger Gebirgsbach. Der schlängelte sich durch das "Val de la Mite" und durch dieses führte auch der Wanderweg 138, der mal besser und mal schlechter gekennzeichnet war....


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Ich muss schon sagen, nach den ersten paar hundert Metern ist mir wohl etwas mulmig geworden, denn der Anspruch dieses Weges über Felsen, große und mittlere und kleine Steine, Geröll, Matsch und den Bach war doch höher als das, was ich sonst so wandere. Und irgendwie finde ich so Steinlandschaften nicht so richtig sympatisch....ich war froh, als das erste grün und zarte Blütlein wieder den Weg säumten!!

Als ich (wir, auch für Edo war das nicht so komfortabel!) es fast geschafft hatten, wies auch ein Schild darauf hin, das der Weg für Experten ist....ähm.

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Die drei Stunden, die wir für diesen Abstieg gebraucht haben, vergingen wie im Flug und nach einer ordentlichen Pause im Rifugio Doss dei Cembri sind wir mit der Seggiovia (Seilbahn wie eine Hollywood-Schaukel) ganz gemütlich weiter runtergegondelt bis zur Mittelstation. Dort eine weitere Pause, bei der eine fremde Frau auf ihn aufgepasst hat, während ich zur Toilette war- und die Frau hat das erste mal in ihrem Leben den Mut gefunden, einen Hund zu streicheln und wollte hinterher unbedingt ein Foto- so süß! Dann mit dem "Ei" ganz runter ins Tal nach Rabbi Fonti, wo das Auto (schön kühl in einer Tiefgarage) stand. Oben auf 3000m waren es etwa 15 Grad gewesen, unten dann doch 32. Es war eine gute Entscheidung, heute in die Höhe zu flüchten!


In Malè hab ich noch eine Schnelllade-Station direkt an einem neuen Supermarkt ausprobiert und auch ein paar Leckerli`s für den tapferen Hund besorgt. Der soll nicht nochmal weglaufen!! ; )








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