Fast wie Weihnachten
- tanja0563
- 24. Sept. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Hast Du das auch, dieses Gefühl dass man vor Weihnachten und dem Jahreswechsel nochmal mit "allen" gesprochen haben möchte? Mir geht das vor der Vollnarkose morgen irgendwie auch so.... und heute war ein toller Tag mit vielen schönen Gesprächen und Begegnungen. Und ich wache ja wieder auf und hoffe auf noch viele Zeitfenster für weitere Begegnungen und Gespräche und gemeinsame Aktivitäten!
Bei herrlichem Wetter haben wir vier Geografinnen am Nachmittag einen klassischen Sonntagsspaziergang im Siebengebirge gemacht: Stenzelberg und Einkehr im Haus Waidmannsruh. Von dem Foto habe ich auch nicht einen Zentimeter von dem blauen Himmel abschneiden mögen. Und genauso möchte ich keine Minute der gut zwei Stunden mit Frauke, Juliane und Iris missen.

Der Kaffee und der Pflaumenkuchen waren ehrlich gesagt ziemlich schlecht. Aber das war völlig egal.

Wieder zuhause hatte ich dann noch etwas Zeit zum packen und ein bewegendes Telefonat bis Köchin Emilia ein superleckeres Abendessen serviert hat: Lachs mit Süßkartoffeln, Fenchelkruste und Kräutercreme (aus dem Kochbuch "nicht nur Pizza" von Euch, Maike!). Beim Anblick des gedeckten Tisches mischte sich in die Freude bei mir auch eine Portion Stolz und Erleichterung so nach dem Motto "da haben wir ja wohl doch was richtig gemacht".

Und was richtig Gutes hat heute morgen auch noch Edo gemacht. Nach gemütlichem Frühstück und rumgammeln zu dritt (!!) war ich gegen 10 Uhr mit ihm die große Runde gelaufen, also bis an den Rhein runter (zuletzt am 22.8.) und erst dann auf die Hundewiese.


Da sprach mich eine Frau an, ob sie filmen dürfe, wie Edo mit ihrem Hund Walti spielt, das sei nämlich sein letzter Tag auf der Hundewiese, er würde Dienstag eingeschläftert weil er schwer krank sei. Natürlich habe ich das erlaubt und während die Hunde spielten, kamen wir ins Gespräch über Gesundheit und Krankheit, wann das Leben aufhört, lebenswert zu sein, wann man sich also dazu entschließt, einen Hund einschläfern zu lassen.
Anfangs dachte ich eher neidvoll "wie gut, dass man das bei einem Hund so entscheiden und dann einfach machen (lassen) kann". Dann sah ich, dass der Hund ja schon noch Spaß zu haben schien und dachte "hm, ist es nicht vielleicht doch zu früh, um dieses Leben zu beenden?"
Und wieder der Gedanke aus "Jeder stirbt für sich allein" von Hans Fallada: wenn ich eine Kapsel hätte, mit der ich mein Leben beenden könnte, dann wäre ich froh, diese Macht und Kontrolle zu haben- aber nehmen würde ich sie vermutlich nicht, weil ich viel zu neugierig wäre, was als nächstes kommt.
Die Frau erklärte dann etwas detaillierter, dass der Hund nachts sehr schlimme Schmerzen habe und so weiter- also sicher tut sie ihm einen Gefallen, ihn zu erlösen. Er ist 14 Jahre alt und voller Metastasen.
Und als ich es dann nicht lassen konnte und auch meine eigene Krankheit erwähnte, war sie aus einem ganz anderen Grund völlig konsterniert: im Unterschied zum Hund WEISS ich, dass ich krank bin und ich verstehe, was meine Erkrankung bedeutet. Tja, manchmal ist nicht wissen vielleicht doch schöner?

Aber ich wollte noch was anderes erzählen: heute morgen habe ich einen wichtigen Satz gelesen: Hoffnung ist eine Entscheidung. Dem stimme ich so halb zu. Bei mir ist es so, dass der kleine Funke Hoffnung von alleine aufkommt. Bei mir gestern, als ich dachte "wer weiss, wofür das jetzt vielleicht gut ist". Und dann entscheide ich mich dazu, diese Hoffnung zu nähren, ihr Futter zu geben, diesen hoffnungsvollen Gedanken zu "mästen" und dann wird die Hoffnung großer.
Und ich halte mir auch gern vor Augen, dass man sich an verdammt vieles, was einem anfangs unvorstellbar erscheint, gewöhnen kann. Wir sind schon ganz schön anpassungsfähig! Hauptsache, man ist so viel wie möglich präsent im HIER und JETZT. Und geborgen und getragen von guten Gedanken von lieben Menschen :))
Ich freu mich tatsächlich auf die "scheiß-egal"-Tablette und die Vollnarkose morgen. Und noch etwas ungewöhnliches, das aber erklärt warum es mir trotz der schlechten Nachrichten nicht schlecht geht: nun ist das, was als "Bedrohung" oder als "Risiko" im Raum stand, eingetreten. Ok, doof. Aber nun brauche ich darum immerhin keine Sorgen mehr zu machen! Also, wie würde MM Westernhagen sagen: Es geht mir gut! https://www.youtube.com/watch?v=TAAeVNViP3s




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